Vibe Coding – die Demokratisierung des Programmierens?
Vibe Coding ist das neue heiße Thema des Jahres 2025: „normale“ Menschen programmieren Software ohne Vorerfahrung, nur mit der Hilfe von Chatbots wie ChatGPT, Google Gemini oder Claude. Die Bots erklären einem dabei, was man wie machen muss und helfen dabei, Fehler zu lösen.
Wichtig: mit Vibe Coding und ohne tiefergehende Programmierkenntnisse sollte man keine „wichtige“ Software programmieren, da die Software nicht unbedingt sicher und nach den besten Standards programmiert ist. Vibe Coding eignet sich am Besten für Hobby-Projekte, bei denen nicht viel kaputt gehen kann, wenn man sie nutzt.
Welche Software nimmt man am Besten dafür?
Wir empfehlen als Entwicklungsumgebung Visual Studio Code von Microsoft, das kostenlos verfügbar und sehr mächtig ist. Im Endeffekt ist diese Software die „Schaltzentrale“, in der man den Code der Software schreibt und weiterentwickelt. Man kann dort mehere Dateien gleichzeitig geöffnet haben und die Änderungen nachverfolgen.
Welche Programmiersprache verwendet man am Besten?
Eine sehr flexible Programmiersprache, mit der wir gute Erfahrungen gemacht haben, ist Flutter, ein Projekt, das Google betreibt. Der Vorteil an Flutter ist, dass man die Apps, die man schreibt sehr einfach auf mehreren Plattformen veröffentlichen kann. Wenn man noch nicht programmieren kann, macht es ja sowieso keinen Unterschied, welche Programmiersprache man benutzt.
Die Vorteile von Flutter
Flutter hat den Charme, dass man die App einmal programmiert, aber auf fast allen Plattformen problemlos veröffentlichen kann:
- iOS
- Android
- Web
- Windows
- macOS
Was wir an Flutter sehr mögen, ist, dass man sehr einfach den Status des gesamten Systems überprüfen kann, was beim Finden von Fehlern („Bugs“) sehr wertvoll sein kann. Das kenne ich von anderen Programmiersprachen nicht in dieser Einfachheit und in diesem Umfang.
Welches IT-Wissen braucht man?
Generell erzählen einem die Chatbots alle wichtigen Schritte. Es schadet dennoch nicht, die folgenden Tools zu kennen und einordnen zu können:
- Die Kommandozeile.
Hier kann man dem System Befehle geben, das braucht man, um das Erzeugen eines ausführbaren Programms auszulösen. Man kann das auch in Visual Studio Code machen, meist ist es aber einfacher, es direkt in einer Kommandozeile zu machen. Ist eine neue Fassung des Programmiercodes fertig, wechselt man in die Kommandozeile, um die ausführbaren Dateien zu erzeugen und zu testen.
In Windows heißt das passende Programm „Eingabeaufforderung“, kann aber einfach über die Buchstabenfolge Windows -> „cmd“ gefunden werden - Ein Tool zur Versionskontrolle.
Bis zu einem gewissen Grad ist Programmieren „Trial & Error“, d.h., es passiert oft, dass etwas nicht funktioniert und dann auf eine andere Weise versucht werden muss. Um Stände des Programmiercodes einfach zu sichern und ggf. wiederherstellen zu können, verwendet man beim Programmieren, auch beim Vibe Coding, eine Versionskontrolle, typischerweise die Software „git„. Auch da lässt man sich als Anfänger am Besten von einem Chatbot helfen, Visual Studio Code benutzt git, um die Veränderungen zu tracken und anzuzeigen. - Ein Online-Repository.
Insbesondere, wenn man an mehreren Rechnern arbeitet, kann es Sinn machen, die Dateien der Software, das sogenannte „Repository“, online zu hosten. Ein guter Anbieter hierfür ist github. Wichtig: wenn man sein Repository nicht auf „privat“ setzt, ist es für alle Menschen im Internet sichtbar und kopierbar. Auch im kostenlosen Account ist das möglich. - Optional: Chatbot mit „Canvas“ bzw. Leinwand.
Der Vorteil bei Chatbots, die einen „Canvas“ anbieten, ist, dass sie in einem eigenen Fenster den Programmiercode zeigen und anpassen können. Das vereinfacht das Vibe Coding deutlich, weil man suchen muss, wo die Stelle ist, die der Chatbot ändern will.
Statt dessen kann man bequem den gesamten Code kopieren und in die entsprechende Datei in der Entwicklungsumgebung einfügen. So kann es keine Übertragungsfehler geben, was viel Nerven spart.

Bilder: Google, Microsoft, Apple, pngwing.com
Legen wir los
Um mit Vibe Coding etwas zu programmieren, ist das allerwichtigste erst einmal DIE IDEE! Am meisten motiviert es, wenn man ein Problem hat, das man durch Software lösen kann.
Wenn man die Idee hat, empfiehlt es sich, wie folgt vorzugehen:
- Klein starten!
Beim Programmieren spricht man bei den Dingen, die eine App kann, von „Features“. Je mehr Features es gibt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass beim Einbau eines neuen Features etwas kaputt geht, weil auch der Chatbot nicht alle Abhängigkeiten völlig überblickt.
Deswegen ist mein klarer Rat, mit der kleinsten App zu starten, die einen Wert schafft. Dieses Konzept ist auch aus der Startup-Welt bekannt und heißt im Original „Minimum Viable Product (MVP)“. - Nicht entmutigen lassen!
Inzwischen ist es einfach, Dank Chatbots schnell Erfolge zu feiern, wenn man eine App erfolgreich erstellt hat. Manchmal ist aber auch der Wurm drin. Ich versuche dann immer, eine andere Lösung für die Programmieraufgabe zu finden, die auf die erste Art nicht funktioniert. - Features nach und nach erweitern und sauber absichern
Nichts ist so frustrierend, wie eine App, die funktioniert hat, dann aber nicht mehr funktioniert. Um immer auf einen funktionierenden Stand zurückspringen zu können, ist die Versionskontrolle wichtig: wenn man jede Änderung klar beschreibt, bzw. gute App-Stände klar dokumentiert, kann man mit diesen Tools auch sehr einfach wieder zurück auf eine alte Version.
Konkret heißt das, dass man nach jeder ernstzunehmenden Änderungen einen sogenannten „Commit“ machen sollte, um die aktuellen Veränderungen ggü. der Vorversion zu dokumentieren. In einem Kommentarfenster kann man dabei eingeben, was sich geändert hat.
Wie geht’s jetzt weiter?
Meine Empfehlung ist, einfach folgenden Prompt in einem Chatbot, idealerweise mit Canvas, einzugeben:
„Ich möchte mit Flutter eine App für [Zielbetriebssystem] entwickeln. Helfe mir, die notwendigen Tools zu installieren und bring mir bei, wie ich dann die App erstelle, um [Beschreibung der App].“
Und dann geht’s los!