Apple Vision Pro Hands-on

Seit 2016 schauen wir uns alle aktuellen VR- und AR-Headsets an, um am Puls der Zeit zu bleiben. Aktuell muss man natürlich die Apple Vision Pro testen – in diesem Artikel schildern wir unsere Eindrücke.

Reflektiert schön: die Apple Vision Pro.
Reflektiert schön: die Apple Vision Pro.

Besser als die Quest 3?

Mark Zuckerberg hat sich dieser Tage auf Instagram zur Apple Vision Pro geäußert, indem er sie direkt mit der Meta Quest 3 verglich. Wir arbeiten schon seit dem Erscheinen mit der Quest 3 – aufgrund der technischen Ähnlichkeit der Produkte ist das auch für uns der naheliegende Vergleich. Einer der Gründer von Next Reality beschreibt im Folgenden sein Erlebnis – enter Tobias!

Tobias bildet sich seine Meinung zur Apple Vision Pro

Die Apple Vision Pro ist sehr vergleichbar zur Quest 3

Meine erste Reaktion, nachdem ich die Apple Vision Pro aufgesetzt habe, war: „Oh, das beeindruckt so viele Menschen?!?“. Tatsächlich ist die Erkenntnis daraus, dass sehr viele Tester, unter ihnen viele Techies, offensichtlich die Quest 3 nicht ausprobiert haben. Das Kern-Feature der Apple Vision Pro, das sogenannte „Passthrough“, mit dem man die Umgebung sieht, obwohl man ein Headset trägt, ist im Vergleich zur Meta Quest 3 nicht beeindruckend, wenn auch vielleicht etwas besser.

Apple Vision Pro (links) und Meta Quest 3 (rechts) im direkten Größenvergleich.

Sichtfeld bzw. Field of View

Das Sichtfeld ist vergleichbar mit dem der Quest (110°), allerdings etwas kleiner. Laut Diskussionen im Netz ist es wohl ca. 100°. Von freier Sicht kann man absolut nicht sprechen, es ist eine deutliche Einschränkung der periphären Sicht. Um das greifbar zu machen: Das Sichtfeld der Apple Vision Pro ist etwas kleiner als das Sichtfeld, das man hat, wenn man ein Auge schließt. Mit beiden Augen zusammen hat man ein Sichtfeld von mehr als 200°. Ich habe beim genaueren Hinschauen gesehen, dass das Sichtfeld der Apple Vision Pro am Rand sogar noch etwas abgedunkelt war, was es real noch kleiner macht als in der Wahrnehmung.

Gewicht und die Batterie

Die Gewichtsverteilung fand ich bei beiden angebotenen Varianten nicht gut, mich hat das Gewicht schon nach kurzer Zeit gestört – mehr als 30 min kann ich mir am Stück schwer vorstellen. Die Batterie, die ja via Kabel z.B. in der hinteren Hosentasche verstaut wird, fand ich insb. beim Aufziehen störend, da ich immer wieder am Kabel hängen geblieben bin.

Passthrough: „ok“

Ich hatte wirklich beeindruckendes Passthrough erwartet, das man kaum von der Realität unterscheiden kann, wie auch diverse Tester geschrieben hatten. Tatsächlich war auch das Passthrough der Apple Vision Pro nicht annähernd mit der Realität zu verwechseln. Ich fand es sogar etwas schlechter im Vergleich zur Meta Quest 3, weil die Umgebung recht dunkel wirkte, auch wenn die Auflösung wohl höher ist. Ich habe keine klare Verbesserung beim direkten Vergleich wahrgenommen.

Hand- und Augentracking

Wie erwartet funktioniert sowohl das Augentracking als auch das Handtracking der Apple Vision Pro sehr gut. Ich persönlich fand es weniger intuitiv, immer überall hinzuschauen, wo ich interagieren will, als einfach mit etwas darauf zu zeigen, wie z.B. mit der Maus, einem Controller oder den Händen. Bei der Meta Quest ist das Handtracking so implementiert, dass man damit Elemente der Benutzeroberfläche auswählt und mit einer Zangenbewegung (Pinch) der Finger auswählt. Für mich fühlt sich das inuitiver an, aber ich bin da natürlich vorbelastet, weil diese Form der Interaktion der bisherige Standard in der Virtual Reality und Augmented Reality ist.

Irritierend fand ich, dass die Kameras der Apple Vision Pro es nicht schafft, die Auswahlgeste zu erkennen, wenn die Arme am Körper herunterhängen. Beim Nutzen im Stehen muss man also die Hände immer etwas heben, wenn man interagiert.

Auch sehr irritiert hat mich, dass das Handtracking bei vernünftigen Lichtverhältnissen nicht zuverlässig funktioniert. Der legendäre Schmetterling der „Dino-Demo“ war keineswegs stabil auf meinem Finger, obwohl ich diesen nicht bewegt habe. Es steht zu befürchten, dass das nur in Apple-Demoräumen wirklich gut funktioniert.

Okklusion, also, dass echte Objekte virtuelle Objekte verdecken können, habe ich bei einigen kleineren Tests nicht gesehen.

Demos & Apps

Die Dino-Demo, die durch die Medien ging, war wirklich gut, allerdings hat mich irritiert, dass es im Endeffekt ein großes Fenster in die Dinowelt war, aus der die Dinos und insb. der legendäre Schmetterling nur kurz herausgekommen sind. Es war zwar alles in 3D, aber halt zum Großteil hinter dem „Fenster“. Warum man da nicht eine immersivere Dino-Umgebung gemacht hat, verstehe ich nicht. Auf dieser Seite sieht man gut, wie das dann wirkt (Link gültig am 28.02.24).

Bei Disney+, einem der Streaming-Anbieter, der die Apple Vision Pro unterstützt, waren die Umgebungen sehr schön anzuschauen, vor allem der Avengers-Tower oder Tatooine. Ebenso waren die „normalen“ virtuellen Apple-Umgebungen hübsch, aber nicht atemberaubend, wenn man schon oft mit Virtual Reality Kontakt hatte.

Was mich sehr irritiert hat, ist, dass das die Buchstaben auf dem Magic Keyboard nicht lesbar waren, wenn man dieses mit der Apple Vision Pro benutzt. Man muss also blind mit der Tastatur schreiben können, um sie ohne Macbook Pro produktiv zu nutzen.

Fotos & Spatial Video

Ein Punkt, in dem die Apple Vision Pro sehr stark sein soll, ist das Darstellen von Fotos und Spatial Video. Spatial Videos ist ein von Apple neu erfundener Begriff, der für räumliche, mit dem iPhone oder der Apple Vision Pro aufgenommene Videos steht, die mit der Apple Vision Pro in 3D angesehen werden können. Beides hat mich nicht besonders beeindruckt. Fotos kann man groß anschauen ja. Das können aber deutlich günstigere Produkte ähnlich gut, z.B. Bildschirmbrillen. Die Auflösung der Apple Vision Pro ist aber natürlich im Vergleich zur Meta Quest 3 höher. Spatial Video kann inzwischen auch auf der Quest 3 dargestellt werden, war aber aus meiner Sicht hier wie dort nicht mehr als „nett“.

3D-Videos

Oft wird hier das Video das Video mit einer Frau zitiert, die auf einem Hochseil läuft. Auch hier war ich enttäuscht – das Video war keineswegs bedeutend besser, als alles, was man sonst schon auf einer anderen Virtual Reality Brille sehen konnte. Ich fand es sogar verhältnismässig schlecht aufgelöst. In Disney+ habe ich die 3D-Effekte nicht besser als mit anderen Technologien wahrgenommen.

Das Urteil: einfach eine Quest 3 kaufen!

Allgemein kann man sagen, dass die Apple Vision Pro an ein paar Stellen etwas besser, aber an ein paar Stellen auch etwas schlechter ist als die Meta Quest 3. Wirklich beeindruckend kann sie eigentlich nur Menschen, die das farbige Passthrough der Quest 3 noch nicht kennen – denn das ist kaum schlechter.